Montag, 18. Februar 2013

新年快樂 - Chinesisches Neujahr

Vor gut einer Woche durfte ich das wichtigste Fest der asiatischen Kultur hier in Taiwan erleben - das chinesische Neujahr! 新年快樂! (Xin nian kuaile - Frohes neues Jahr) 
Altar in unserem Wohnzimmer 
Am 09. Februar hat das alte Jahr, Jahr 101, geendet und das neue Jahr, 102, das Jahr der Schlange, begonnen. Darauf hatte ich mich schon gefreut, denn das chinesische Neujahr ist vergleichbar mit dem europäischen Weihnachten, wird also sehr sehr groß gefeiert. Das konnte man auch deutlich merken, schon lange vor dem eigentlichen Jahreswechsel. In der Stadt, auf den Straßen und Läden ist alles geschmückt. Es werden Laternen auf gehangen und Schleifen und Wimpel und "Poster", die mit chinesischen Wünschen beschrieben sind. Alles ist hauptsächlich in Rot und Gold gehalten, denn Rot gilt hier als Farbe des Reichtums und Glücks. Es sieht dann also wirklich ein bisschen aus wie an Weihnachten. Alle Geschäfte haben geschmückt, es gibt Sonderaktionen und Rabatte und alles wird im Sinne des chinesischen Neujahrs verkauft! Man hat also schon gemerkt, dass ein großes Fest vor der Tür steht. Außerdem bereiten sich alle in der Familie auf das Fest vor: Es wird das ganze Haus (wirklich das ganze Haus!!!) geputzt und sauber gemacht! Meine Gasteltern haben sich extra ein paar Tage frei genommen, um zu putzen. Ich musste mein Zimmer auch aufräumen und sauber machen.
Laternen in der Stadt 
mein Gastbruder und ich mit unseren Hongbaos
Neben dem Putzen wird hauptsächlich eingekauft, denn über die Festtage haben die meisten Geschäfte und Märkte geschlossen. Es waren direkt vor dem Neujahr also ziemlich viele Menschen auf den Straßen, um alles nötige einzukaufen.
Wie Weihnachten bei uns, gilt das chinesische Neujahr als Familienfest. Deswegen kam meine Gasttante zusammen mit meinem Gastopa aus Japan zurück. Sie lebt dort und mein Opa hat für die letzten drei Monate auch dort gewohnt. Zum Neujahr sind sie beide "nach Hause" gekommen!
Am eigentlichen Neujahrstag, am 09. Februar, wurden noch einmal alle Fußböden im Haus gewischt und dann wurde alles vorbereitet, um zu beten. Unser Hausaltar wurde geschmückt und ein zweiter kleinerer Altar wurde im Wohnzimmer aufgestellt und geschmückt und mit Essen gedeckt. Meine Gastmama und -tante haben den ganzen Vormittag gekocht und am Nachmittag war das Essen fertig und wurde zum Beten auf den Altar gebracht, sozusagen als "Opfergabe". Jeder ist dann nach und nach vor den Altar gegangen und hat gebetet.
Am späten Nachmittag sind wir alle Lotto spielen gegangen. Meine Gastfamilie macht das nur am Neujahr, weil man dort am meisten Glück erwartet. Sie hat sogar mit dem Lottoschein vor dem Altar gebetet (hat leider nichts gebracht, wir haben alle nichts gewonnen). Außerdem haben wir vor unserem Haus "Geld" verbrannt. Das ist natürlich kein echtes Geld, sondern nur Papier mit ein bisschen Gold und chinesischen Schriftzeichen, wird aber in Tempelshops für echtes Geld gekauft! Das wird also vor dem Haus verbrannt und soll durch den Rauch zu Gott gelangen und einem Reichtum verschaffen.
Der Höhepunkt des Neujahres ist das Abendessen. Meine Gastmama und -tante hatten so viel Essen gemacht und es wurde sehr sehr lange und viel gegessen und es war total lecker! Während oder nach des Essens bekommen die Kinder rote Umschläge, sogenannte "Hongbaos", mit Geld. Das ist das Geschenk für das Neujahr und traditionell werden die Kinder beschenkt. Darauf freuen sich alle am meisten, obwohl die taiwanesischen Kinder oft sehr unglücklich sind, denn meistens haben sie nichts von dem Geld, denn üblicherweise sparen die Eltern es für sie.
unser Abendbrot 
Als wir dann schließlich fertig waren mit dem Essen, haben wir ein traditionelles taiwanesisches Spiel gespielt, Mahjong. Das wird hier gerne und oft und lange gespielt und so haben wir den Abend verbracht. Um Mitternacht oder auch schon eher, wird auch ganz viel Feuerwerk gezündet. Der Krach soll die bösen Geister fern halten, je lauter desto besser also.
So habe ich den eigentlichen Neujahrswechsel verbracht. Die ersten Tage im neuen Jahr werden aber auch noch gefeiert. Das heißt es wird weiter gegessen und ich bin mit meiner Familie in mehrere Tempel gegangen, um zu beten. Die Tempel sind an Neujahr total überfüllt und es ist ein großes Gedränge! Genau wie auf den Autobahnen! Traditionell fahren nämlich alle Frauen am zweiten Tag des Jahres zurück nach Hause zu ihren Müttern. Das heißt so ziemlich Jeder in Taiwan ist auf der Reise. Auch ich bin mit meiner Familie in den Süden gefahren. Für die rund 200 km haben wir 4 1/2 Stunden gebraucht!  Die Straßen sind so überfüllt, dass nur Autos mit mindestens 4 Personen auf die Autobahn gelassen werden. Diese Verkehrslage hält bis ungefähr eine Woche nach dem Neujahr an.
Währen der ersten Tage des neuen Jahres kommt also die ganze Familie zusammen und die Hauptbeschäftigung ist essen!
traditionelles Grillen
Gestern haben dann auch meine einmonatigen Neujahrsferien geendet und heute musste ich wieder in die Schule gehen.
Dekoration in unserer Wohnung 
meine Familie am Neujahrsabend

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